nicole daudert l
stories

Malerei

3. Februar bis 30. März 2024

Nicole Dauert l Stories #11 l 2021 l Acryl auf Baumwolle l 30 cm x 40 cm

Dauderts Malerei wirkt durch die Präsenz der Farben sowie deren Bewegungen, welche sowohl durch den kontrolliert ausgeführten Pinselstrich als auch durch ein kalkuliert zufälliges Fließen auf dem Malgrund erzeugt werden. Sich dem Duktus ihrer Handschrift versichernd, folgt sie ihren ersten Regungen, um diese im nächsten Schritt wieder zurück zu nehmen, zu korrigieren oder zu verwerfen. Ihre Malerei eröffnet ein vieldeutiges Spannungsfeld zwischen rhythmischer Geste und losgelassener Farbe. Hier erschafft das Zufällige Lineaturen und sogar nahezu Gegenständliches. Zwischen gewischtem Farbauftrag sowie sich ausdehnenden Verbänden von Farbflächen entwickelt Daudert jenes Repertoire der Ausdrucksformen, welches sich unserem unmittelbaren Zugriff zu entziehen vermag. Wir sehen beseitigte Spuren, sowie überdeckte Gewissheiten und dennoch einen konservierten Schaffensprozess.

In einem offenen Spektrum zwischen pastellig durchlichteten Farbakkorden, reiner Farben und atmosphärischer Lasur verdichtet sich diese erfahrbar konkrete Malerei zu Werkfindungen von verführerischer Anziehungskraft sowie rätselhaft, tiefenräumlicher Wirkung. Eine Anziehungskraft, die das Ungewisse in Form und Geste überwindet sowie die versammelte Kraft des Arbeitsprozesses durchdringt.

Gleichzeitig durchschimmernd, sich gegenseitig hindurchlassend oder auch verbergend, verdichten sich die Setzungen zu einer dem Werk eigenen Semantik. Außerwerkliche Verweise oder gegenständliche Bezüge hat Daudert mit dieser neuen Werkgruppe vollständig verlassen. Im Vordergrund steht für die Künstlerin, sich selbst im Verlauf des Schaffensprozesses den Bildraum zu eröffnen. Die durchscheinend oder überlagernd aufgetragene Farbe wird zu einem Aufdecken. Eine Formfindung entspringt spontan ihrem Arbeiten. Das Werk bleibt in diesen Farb- und Formüberlagerungen ahnungsvoll durchschaubar. Das Zudecken, das Farbe gewöhnlich auf einem Malgrund bewirkt, bei Daudert wird es zugleich zum Entdecken eines ambivalenten Vorgangs der Bildwerdung, der sich zwischen intuitivem Gestus und Ziel gerichteter Formsetzung sowie Kompositionsfindung entfaltet. Als sei das Werk ein Fenster drängen sich an- und abschwellende Linienverläufe, wolkige Himmel und bewegte Formverläufe über die Bildflächen und scheinen über diese hinaus zu wollen. Die Leinwände, sie erscheinen seltsam lebendig, lassen sich wie durchlässige Membranen beobachten, in denen sich die gewischten oder gekehrten Gesten nach den Gesetzen einer sinnlichen Osmose gegenseitig durchdringen.