jette flügge l
handförmig, punktiert und gewimpert l
Zeichnung und Druckgraphik
27.11.2021 – 29.01.2022
„Am Wegesrand, an steilen Abhängen, im Grasfilz, auf der Lichtung: Wenn man sich hinabbeugt, kann man sie entdecken, die Formen und Oberflächenstrukturen der Flora. Auf den Stängeln finden sich Haare oder ein weißer Belag aus Wachs, sie sind geriffelt, haben Knoten . . .
Die Bestandsaufnahmen sind eine Zeichnungsreihe in der ich mich seit dem Frühjahr 2019 mit der mich umgebenden heimischen Flora befasse. Ich versuche eine Annäherung aus vielen Richtungen. Zum Einen ist es die direkte Beobachtung von Pflanzen in ihren Lebensräumen, die ich in meinem Garten, auf Reisen oder Spaziergängen entdecke, zum Anderen ist es auch eine theoretische Annäherung, vielleicht eine Fragestellung.
Blätter unterschiedlichster Formen sitzen mal paarig, mal wechselständig an den Stielen. Pflanzen der gleichen Gattung ähneln sich, sind aber nicht identisch gewachsen. Stiele wachsen krumm, Blätter sind angefressen, zerknautscht. Jede Zeichnung ist ein Beobachtungsabenteuer, ein Erkennen der Einzelheiten einer individuellen Pflanze ihrer Art.
Mein Garten ist der Ort, an dem ich am meisten zeichne. Hier pflanze ich ein, was ich woanders entdecke, sähe auf Wanderungen gesammelte Samen aus und beobachte, wie sich die Pflanzengesellschaften verändern. Hier gibt es offene Erdstellen, Stein- und Sandhaufen, um unterschiedlichsten Pflanzen einen Ort zu bieten. Die Pflanzen formen den Garten, jedes Jahr sieht er anders aus.
Wir Menschen haben nicht nur jeder noch so unscheinbaren Pflanze einen Namen gegeben, wir haben auch für ihr Erscheinungsbild Adjektive gefunden, um sie bestimmen zu können.
All diese Themen schreiben sich in die Zeichnungen ein.“
aus den Schriften der Künstlerin Jette Flügge
Ausschnitte aus dem Künstlergespräch, das Jette Flügge und ich anläßlich der Eröffnung ihrer Ausstellung „handförmig, punktiert und gewimpert l Zeichnung und Druckgraphik“ am 27. November 2021 in der galerie grandel führten: