hinrich zürn l

Seit Herbst 2019 beginnen Blumenstillleben die Wände des Ateliers von Hinrich Zürn zu erobern. Das unerschöpfliche Interesse an diesem Klassiker der europäischen Kunsttradition entstand beim künstlerischen Erkunden eines vertrockneten Blumenstraußes. Jedoch sind diese Werke Zürns meist als Übermalungen älterer Bildfindungen entstanden. Während Blumenstillleben selbst seit Jahrhunderten in der Kunst als Sinnbild für die Vergänglichkeit stehen, zeigen diese Blumenbilder in zweierlei Hinsicht einen weiteren Aspekt von Vergangenheit und Vergänglichkeit. Die Übermalungen lassen manchmal Bereiche aus den älteren Werken frei und schaffen Zitate aus der Vergangenheit.

Dem überbordenden, vitalen Eindruck einer Vielzahl an Blüten und Blättern stehen die meist herabhängenden, schmalen verdorrten Blütenblätter und sonstigen Blattformen gegenüber. Vergänglichkeit wird so als Teil des Lebens dokumentiert. „Zeichnerische Elemente spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die Farbflächen. Mal akzentuieren sie nur das Motiv, meist entsteht durch die farbig gezeichneten vegetabilen Formen erst das Motiv. Die zeichnerischen Formen bilden eine weitere Bildebene. Gemalte und gezeichnete Blätter durchdringen sich, schaffen Raum, gestatten Durchblicke und zeigen so auch eine Gleichzeitigkeit des Dargestellten.“

„Seit Jahren arbeite ich in der Malerei in Serien. So habe ich Serien zu Landschaften, Interieurs und Blumen gemalt. Durch die Corona-Beschränkungen wurde das Reisen und damit die Motivsuche an entfernten Orten unmöglich. Ich habe daher angefangen, mich mit dem Steinbruch und Schotterwerk in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, insbesondere den dort eingesetzten Baumaschinen, zu beschäftigen.

 

Zunächst habe ich zahlreiche Fotoserien der Bagger und Radlader angefertigt, die wiederum Grundlage für meine Zeichnungen und Ölbilder sind. Die Baumaschinen werden isoliert zum alles beherrschenden Bildthema: Es entstehen Portraits der Maschinen mit individuellem Ausdruck. Ich versuche die Ruhe und Erhabenheit der großen Maschinen einfangen, die eine große Kraft, aber auch eine Zerstörungskraft ausstrahlen. Die Baumaschinen werden zu Sinnbildern für den Eingriff des Menschen in die Natur und die damit verbundenen negativen Folgen wie den Klimawandel, den Verlust von Arten oder die Entstehung von Pandemien.“ (Hinrich Zürn, im Juli 2021)

Werdegang l

geb. 1970 in Heilbronn / Neckar

1989 Abitur am Gymnasium Eppingen (Scheffelpreis)

1994/2001 Kunststudium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken und der École Nationale Supérieure des Beaux-Art de Dijon, Burgund

2002 Ernennung zum Meisterschüler von Prof. B. Baumgarten, HBK Saar, Saarbrücken

seit 1999 längere künstlerische Arbeitsaufenthalte in Rumänien, Spanien, Frankreich, der Schweiz und Ägypten

seit 1999 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.

seit 2001 lebt und arbeitet freischaffend am Streichenberg bei Gemmingen, Landkreis Heilbronn

seit 2008 verschiedene Kunst am Bau-Projekte

2013 monumentale Skulptur für einen Kreisverkehr, Stadt Schwaigern

2013/14 Konzeption und Umsetzung des Künstlerisch-historischen Skulpturenpfades „Eppinger Linienweg“ mit neun Großskulpturen im Naturpark Stromberg-Heuchelberg

2016/17 Großskulptur für das Hartmanni Gymnasium Eppingen, Stadt Eppingen

2021 Stipendium des Landes Baden-Württemberg