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Malerei
19. April 2024 bis 21. Juni 2024
Joeggu Hossmann l ANDRE‘S TONS OF STEEL l 2023 l Öl auf Leinwand l 120 cm x 230 cm
Der Schweizer Künstler greift ebenso auf Reiseeindrücke zurück, wie auf den unerschöpflichen Bildvorrat des Internets. Häufig kommen öffentliche Räume zur Abbildung. Einkaufszentren, Plätze oder Strände bieten Hossmann die Möglichkeit Situationen momenthaft zu dokumentieren und auf künstlerische Weise zu kommentieren. Der gesellschaftskritische Kommentar ist ein auffällig oder sinnfällig addierter Bildinhalt. Augenscheinlich gerät uns die Zusammenstellung an Motiven collageartig, wenn diese eine wenig reale Komposition einschließt.
Der digitalen Bildästhetik begegnet Hossmann mit einer zurückgenommenen Farbskala. Dem visuellen Überangebot des World Wide Web widersprechend setzen seine Gestaltungsmittel auf eine Fokussierung des Surrealen im alltäglichen Zusammenleben. In seinen Werken verschwindet die Wirklichkeit als Ereignis, indem der Künstler zum Motiv eine Distanz schafft. Hossmann zeigt uns, dass wir heute nicht mehr unsere Umwelt selbst beobachten, sondern nur noch Abbilder einer Welt, die ein Bildschirm für uns erzeugt. Diese Gemälde sind Selbst- und Gesellschaftskritik – sowohl inhaltlich als auch formal.
Seine gewählten Motive erfasst Hossmann selten in plastischer Schärfe, so dass jedes Detail unscharf wirkt. Dass Hossmann seine Arbeiten in einer Unschärfe verhält, kann seinen Grund in der Betonung der Autonomie des Bildes haben. Das Bild wird in seiner eigenständigen Wirklichkeit betont. Dies lässt sich damit identifizieren, dass Hossmann seine Bilder nur an jenen Stellen unscharf wieder gibt, an denen sie sich nach der Vorstellung fotografischer Exaktheit, auf ihre Detailgenauigkeit hin untersuchen lassen könnten. Mit Werken, die der Künstler in ihrer autonomen Wirklichkeit kennzeichnet, kann er gleichberechtigt die künstlerischen Mittel und das Motiv vergegenwärtigen. Damit schafft Hossmann in seinen Bildern ein labiles Gleichgewicht zwischen der Aussage der dargestellten Bildgegenstände auf der einen Seite und den Mitteln, die die Gegenstände veranschaulichen und ihnen in der malerischen Form das spezifische Aussehen verleihen, auf der anderen. Da der Betrachter nur schwer die Details der dargestellten Motive erkennt, weil sie ungenau aufgemalt sind, und je näher er an das jeweilige Werk herantritt, desto schwieriger wird dies, lenkt sich seine Aufmerksamkeit auf die malerische Behandlung der Motive. Die Wirklichkeit der malerischen Mittel, etwa die Farbe und der Farbauftrag, überlagert die Realität der dargestellten Bildgestände.
Hossmann hinterfragt die Erkenntnis aus einer vermittelnden Erfahrung von Realität in mehrfacher Hinsicht. Er stellt die fotografisch reproduzierte Realität der Wirklichkeit des Bildes und dessen künstlerischen Mitteln gegenüber. Das Machen eines Bildes, einerseits verstanden als eine immer wieder neue Annäherung an die Wirklichkeit in dem Bewusstsein, allenfalls Analogien zur Wirklichkeit hervorbringen zu können, die ihren Realitätswert zunächst in sich selber tragen. Im Grunde bleibt nur die Wirklichkeit des Bildes eindeutig. Mehrdeutig hingegen sind die Verweise der Werke zur außerbildnerischen Wirklichkeit. Überhaupt schafft uns Hossmann für seinen Anspruch mit Malerei Wirklichkeit zu dokumentieren einen sinnlichen Zugang.